Trabifahrer sind die Härtesten. In Zweifel stand das nie. Dass sie es sich auf dem Parkplatz eines Supermarktes in Süßenborn bequem machen und auch dort schlafen würden, ist den Teilnehmern des Trabitreffens nicht der Rede wert. Viele der 166 Gäste, die Dieter Pemsel vom Trabiteam Thüringen am Wochenende vor dem Real-Markt in Süßenborn begrüßen konnte, hatten das durch zahllose Auf-, Um- und Ausbaumöglichkeiten erweiterbare Fahrzeug aus dem Volkseigenen Betrieb „Sachsenring“ vor einen Wohnanhänger gespannt. Klein, aber irgendwie daheim.

Zwei dieser „Queck Junior“ hatte Pemsel aus den eigenen Beständen zur Verfügung gestellt. Nicht nur aus dem Burgenlandkreis und Mecklenburg waren Gäste angereist, auch Wagen mit bayerischer und baden-württembergischer Zulassung wurden gesichtet. Von der belächelten „Rennpappe“ hat sich unter den Händen der Thüringer Trabi-Freunde so manche betagte DDR-Kiste zum Hingucker-Auto gemausert. Ende Mai stieg in Süßenborn bei Weimar das 21. Trabi-Treffen. Zeitgleich feierte der Eisenbahnverein Thüringen sein 21. Eisbahnfest. Pemsels Ehrgeiz war es natürlich, den Teilnehmern jedes Mal etwas Neues zu bieten, sie mit ihren „Plastebombern“ rund um Weimar an Punkte zu locken, die sie noch nicht kannten.

Da traf es sich gut, dass in diesem Jahr just an dem Wochenende auch der Thüringer Eisenbahnverein sein 21. Eisenbahnfest in Weimar beging. Die Trabi-Karawane machte also erstmals einen kurzen Abstecher zum früheren Bahnbetriebswerk um sich dort zum Tuten und Dampf alter Loks das „Reng-teng-teng“ und das Abgas-Aroma der Trabis zu gesellen. Der Rundkurs führte auch zur Traktorenscheune von Volker Kämpfe im Weimarer Ortsteil Possendorf – und natürlich zum Vereinsdomizil in Hottelstedt im Weimarer Land. Dort wurde nicht nur die Feldküche angeheizt – eine im Vorjahr auf einen Trabi-Kübel montierte Gulaschkanone mit drei 75-Liter-Kesseln in mattem NVA-Grün –, sondern auch infrastruktureller Zuwachs vorgestellt: eine nagelneue Schrauberhalle, der nur noch die Dämmung und der Putz fehlte. Nun ist der – zudem deutlich größere – Werkstattbereich klar vom Museum getrennt und dieses obendrein um ein gutes Stück gewachsen.

 

Wo die Trabis bisher wieder in Schuss gebracht wurden, hat jetzt die „Renn-Ecke“ ihren Platz. Jener Themenbereich, in dem zum Beispiel der komplett restaurierte Melkus Thaßler – Pemsel: „zu DDR-Zeiten die Königsklasse“ – von Klaus Günther aus Erfurt gezeigt wird. Der 1977 gebaute Bolide mit Lada-Motor und Vier-Gang-Getriebe ist eine echte Rarität: „Davon wurden nur 40 Stück gebaut, knapp 20 davon gibt es noch – und wir sind das einzige Museum, das eins hat“, ist Dieter Pemsel stolz. In 14 Tagen wollen wir mit dem Fahrzeug und dem ehemaligen LK 1 Fahrer, Bernd Rauscher, an der Sachsenring Classic in Hohenstein-Ernsttal teilnehmen. Neu in der „Armee-Ecke“ ist ein Original-MIG-21-Piloten-Druckanzug mit Helm, zur Verfügung gestellt von Vereinsmitglied Wolfgang Neubauer, der tatsächlich selbst zu DDR-Zeiten darin steckte. Und auch neue fahrbare Untersätze aus DDR-Produktion sind zu bewundern.

Kommendes Jahr plant das Trabi Team Thüringen – Weimar Land e.V. seine neuerliche Teilnahme am Internationalen Trabant-Treffen in der Schweiz. Es findet nur alle fünf Jahre statt und ist erst das dritte seiner Art, aber auch eines, bei dem die Thüringer eine Schmach vergessen machen wollen: 2012 schnappten ihnen die Bayern den Pokal für jene Truppe vor der Nase weg, die mit den meisten Trabis angereist war. Mit 19 Rennpappen waren die Thüringer vor Ort, mit 21 ihre weiß-blaue Konkurrenz. Tröstlich für die Mannen um Dieter Pemsel war indes, dass sie sechs Pokale für die am schönsten restaurierten Trabis abstaubten.

Hier findet ihr alle Bilder des Treffens.